Das schönste Paar

The Most Beautiful Couple - Das schönste Paar - Regie: Sven Taddicken

„Die beiden Lehrer Liv und Malte sind ein glückliches Paar, das seinen romantischen Sommerurlaub auf einer Mittelmeerinsel genießt. Als ein plötzlicher Überfall durch drei Jugendliche in einen sexuellen Übergriff mündet, wird ihr bisheriges Leben aus der Bahn geworfen. Zwei Jahre später: Das Paar hat an seiner Beziehung festgehalten und erstaunliche Stärke im Umgang mit dem traumatischen Erlebnis bewiesen. Doch dann begegnet Malte zufällig einem ihrer Peiniger. Getrieben von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nimmt er die Verfolgung des Täters auf und setzt damit die gerade zurückgewonnene Stärke, vor allem aber das Vertrauen und die Liebe von Liv, aufs Spiel. Sven Taddickens neuer Film ist ein sensibles wie mitreißendes erzähltes Liebesdrama.“

Filmfest Hamburg 2018


2018 / 97min

mit: Luise Heyer, Maximilian Brückner, Leonard Kunz, Jasna Fritzi Bauer, Florian Bartholomäi, u.a.

Buch und Regie: Sven Taddicken
Produktion: One Two Films / Arsam International

Preise:
Filmfest Hamburg 2018: Hauptpreis im dt. Wettbewerb (Produzentenpreis)
34e Festival International du Film de Mons 2019: Grand Prix + Prix de l’interpretation
33o Bolzano Filmfestival: Preis für den besten Spielfilm
Deutscher Filmpreis 2019: Luise Heyer nominiert als beste Hauptdarstellerin
Achtung Berlin 2019: Bester Darsteller: Leonard Kunz
Love is folly – Varna 2019: Bester Darsteller: Maximilian Brückner + Special Prize of the Jury



„Im Schutz der Felsen liebt sich am Strand das schönste Paar des Titels, ein deutsches Lehrerehepaar im Sommerurlaub auf Mallorca: »Und wenn uns doch jemand sieht?«, gibt Liv (Luise Heyer) zu bedenken, »sollen sie doch!«, erwidert Malte (Maximilian Brückner) im Überschwang des sommerlichen Glücks. Ein paar Stunden später ist die Leichtigkeit dahin, im Dunkel der Nacht sind drei testosterontrunkene deutsche Jungs in ihr Ferienhaus eingedrungen, schüchtern sie mit Machogesten ein, schubsen sie rum, zwingen sie zum Ausziehen und zum Liebesspiel, und dann vergewaltigt einer der Jungs Liv, während Malte hilflos gefesselt und nackt gezwungen ist, zuzuschauen.

Ausgehend von diesem traumatischen Urlaubserlebnis folgt der Film den physischen und psychischen Nachbeben. Welche Spuren hinterlässt so ein Erlebnis? Hat das Paar eine Chance? Um die zerstörerische Kraft von Gewalt in der Beziehung kreiste auch der letzte Film von Sven Taddicken, das Liebesdrama »Gleißendes Glück«, in dem Martina Gedeck eine Frau spielte, die Mühe hatte, sich von einem gewalttätigen Mann zu befreien.

Zwei Jahre nach Mallorca sieht es so aus, als hätten sich Liv und Malte wieder gefangen, obwohl die Täter nie gefasst wurden. Beide haben ihre Therapien abgeschlossen, Malte reagiert sich im Boxring ab, langsam stellt sich auch wieder körperliches Vertrauen ein. Doch dann reißen die alten Wunden wieder auf, als Malte nachts in einem Dönerimbiss unvermittelt auf den jungen Vergewaltiger (Leonard Kunz) trifft, der da ganz selbstverständlich mit seiner Freundin (Jasna Fritzi Bauer) aufkreuzt. Wie soll man das ignorieren können? Instinktiv folgt Malte folgt dem jungen Mann und seiner Freundin bis zur S-Bahn, wo sich die Türen vor ihm schließen. Genauso instinktiv weiß er, dass er seiner Frau davon nichts erzählen darf. Doch die Begegnung lässt ihm keine Ruhe, heimlich stellt er Nachforschungen an, fragt im Dönerladen nach, setzt sich schließlich mit seinen Korrekturen auf die Bank am Bahnhof und lauert darauf, dass der Typ wieder auftaucht, um ihm dann in eine Stadtrandsiedlung und an seinen Arbeitsplatz im Baumarkt zu folgen. So entwickelt sich bald eine gefährliche Eigendynamik, es kommt zu Begegnungen, Konfrontationen, Drohgebärden und schließlich zu tätlichen Auseinandersetzungen, die für alle Beteiligten zur Belastungsprobe werden.

Sven Taddicken spürt der Alltagsrealität hinter den Statistiken über Gewaltverbrechen nach und zeichnet ganz behutsam auf, wie sie zersetzt wird, auch weil Mann und Frau unterschiedlich reagieren: Während sie froh ist, endlich wieder vergessen zu können, strebt er nach Gerechtigkeit und Rache.

Die größte Stärke dieses feinen Films liegt in den Schauspielern, vor allem Maximilian Brückner und Luise Heyer, die mit ihren ­Gefühlen nie hausieren gehen, sie stattdessen leise aufschimmern lassen, all die Ängste, Zweifel und Bedenken, die Scham und die Schuld und schließlich das Erschrecken ­darüber, selbst zum Täter zu werden.“

Anke Sterneborg für epd Film 04/2019


„Während eines Überfalls in ihrem Urlaub auf Mallorca kann Malte nicht verhindern, dass seine Partnerin Liv vergewaltigt wird. Zwei Jahre später glaubt das Lehrerpaar das Trauma überwunden – als Malte einen der Täter erkennt und ihn verfolgt. Es beginnt ein komplexer Thriller über Rache, Macht und Intimität. Sven Taddicken, der sich zu einem der spannendsten deutschen Filmemacher entwickelt hat, hat mit DAS SCHÖNSTE PAAR einen der besten deutschen Filme des Jahres geschrieben und gedreht. Sein brutal-intimes Rache- und Beziehungsdrama glänzt mit brillanten Schauspielern, originellem Musikeinsatz, kluger Figurenzeichnung und einer nervenaufreibenden Intensität, die noch lange nachhallt.“

Film Festival Cologne, 2018


Scheiße passiert. Oder?

Kann ein Paar eine gemeinsam erlittene Gewalttat auch gemeinsam bewältigen? Das untersucht die intensive Beziehungsstudie „Das schönste Paar“ – mit zwei brillanten Hauptdarstellern.

Ein Paar beim Sex unter freiem Himmel, in einer Bucht auf Mallorca. War da was, ein losgetretener Stein, beobachtet sie jemand? „Und wenn schon“, feixen die Verliebten. Wenig später, als Malte (Maximilian Brückner) und Liv (Luise Heyer) ihre Ferienwohnung betreten wollen, werden sie Opfer eines Überfalls. Drei junge Männer drängen sich mit hinein und fordern die beiden auf, da weiterzumachen, wo sie gerade aufgehört hätten. Als das nicht klappt, halten die Eindringlinge Malte in Schach, und ihr Anführer Sascha (Leonard Kunz) vergewaltigt Liv.

Wir sehen Sportlehrerin Liv beim Leiten eines Hockeyspiels und Malte, Pädagoge an derselben Schule, beim Musikunterricht. Sie geht zu einer Therapeutin, er reagiert sich beim Boxtraining ab. Das „schönste Paar“ bemüht sich tapfer um Pragmatismus. Beim Grillen mit Freunden erklärt Liv, wie sie das Erlebte „weggepackt“ hat. Sie seien halt „drei Arschlöchern begegnet“: „Malte hat nichts falsch gemacht, ich hab nichts falsch gemacht, Scheiße passiert.“

Und jetzt Rache?

Die entscheidende Wendung ereignet sich in einem Imbiss und wirkt erstaunlicherweise überhaupt nicht konstruiert: Malte hat mit seiner Band ein Konzert gespielt, ist beseelt und ausgehungert – als er am Tresen Sascha sieht. Fassungslos registriert er, dass dieser eine Freundin (Jasna Fritzi Bauer) hat. Er folgt ihnen bis zur S-Bahn, wo sie vor seinen Augen wegfahren. Doch die Begegnung lässt ihn nicht mehr los, immer wieder wartet er am Bahnsteig, bis er dem Peiniger von einst nach Hause folgen kann. Von nun an steht die Option von Bestrafung und Vergeltung im Raum. Malte ist davon belebt. Liv, die er erst einweiht, als es sich nicht mehr vermeiden lässt, zeigt sich alles andere als begeistert. „Hätt ich dir nie davon erzählen sollen?“, ruft er verzweifelt. „Ja, das hätte doch mal Eier gehabt“, blafft sie zurück. Erst jetzt bricht auf, dass die beiden die Demütigung eben doch unterschiedlich erlebt und verarbeitet haben.

Malte, der seine Frau nicht schützen konnte, geht es auch um Wiederherstellung seines männlichen Selbstwertgefühls; Liv dagegen hadert mit der Aufhebung der Anonymität. Sie wünscht sich, er möge „diesen Typen“ in Ruhe lassen – sie hatte ihn doch schon vergessen und will ihm keinen Raum mehr in ihrem Leben geben.

Dass genau das nicht funktionieren wird, ahnt der Zuschauer – zumal Liv von Flashbacks heimgesucht wird und sie und Malte sich ausgerechnet jetzt zum ersten Mal voneinander zu entfernen scheinen. Zur ohnehin herrschenden Beklemmung gesellt sich nun die Sorge, dass der Film in eine Racheorgie à la „Ein Mann sieht rot“ abgleiten könnte. Aber Sven Taddicken beweist Klasse: Er verschenkt die aufgebaute psychologische Glaubwürdigkeit nicht an eine Genre-Dramaturgie, bleibt nuanciert und gesteht den Figuren Überforderung zu.

Bloß nicht Opfer sein

In diesem Ringen um den Umgang mit einem sexuellen Übergriff und im Hinterfragen von geschlechtertypischen Verhaltensweisen erinnert „Das schönste Paar“ an einen anderen Film mit täuschend positivem Titel: „Alles ist gut“ von Eva Trobisch. Das preisgekrönte Debüt erzählt von einer Frau (Aenne Schwarz), die sich entscheidet, eine erlittene Vergewaltigung zu verschweigen, um nicht in die Opferrolle zu geraten.

Doch während Trobischs Protagonistin alles mit sich selber ausmacht, stellt Sven Taddicken die partnerschaftliche Bewältigung in den Vordergrund. Dabei kann er sich ganz auf sein brillantes Hauptdarsteller-Duo verlassen.

Zu Recht ist sie beim Deutschen Filmpreis am kommenden Freitag nicht nur für letzteren Part als beste Nebendarstellerin nominiert, sondern auch als beste Hauptdarstellerin für „Das schönste Paar“.

Peter Luley für den Spiegel, 2019


Hier ein Interview mit mir selbst für die Presseagentur in Toronto (deshalb auf englisch):

This is the first time you directed a film that you wrote yourself. What made you choose this story?

The premise of ‘The Most Beautiful Couple’ felt like a worst-case scenario for any loving couple. It was like a nightmare that kept haunting my thoughts. So I finally sat down and started to think it through, while wondering, if there is a cure for that couple. I guess it’s that same energy that kept me writing that also keeps the audience tied to the film.

What were the biggest challenges in the entire making of the film?

The very first scene, the assault, was a big challenge to me, the actors and the crew. It was also the very first scene that we shot, because I wanted the actors to know what they were talking about, when they refer to the assault later in the film. They agreed to this idea.

Shooting the scene then turned out to be astonishingly smooth, because everybody had a lot of respect for each other. We rehearsed the scene several times. And the DOP and I were aware of every camera and character movement before we started shooting. So nothing was left to chance, which gave the actors the security to be insecure in the scene.

I’ve experienced this before: when everybody, including me, is scared of a certain scene, everybody prepares well, and is often full of empathy. It’s the less important scenes, that are often harder to shoot. Or those when you don’t manage to find the time to rehearse and prepare yourself.

Does ‘The Most Beautiful Couple’ refer to something you’ve experienced personally?

I’ve never been involved in a sexual assault – no. Fortunately not. Though it is my duty as a storyteller to put myself in the position of every character involved. The scene that actually refers to my personal life is the fight in the kitchen between Malte und Liv, when Liv says that Malte would be a real man if he’d never told her about meeting the rapist again. This scene is basically a re-write of a terrible fight I once had right before a breakup. The subject of that fight was not a rapist, of course. It was about something completely different. But to this day I feel the pain of hurting someone by telling the truth. And that’s something that is emotionally very confusing. It took me a long time to realize, that for a strong relationship, what’s necessary is two people who are willing and able to stand the truth.

Maximilian Brückner, Luise Heyer and also Leonard Kunz are exceptional. How did you find the actors and how did you work with them?

Yes, they are amazing. Simone Bär, the casting director, introduced me to every one of them. They all fell in love with the script and their characters and they trusted me, which was a great gift. They got involved in the making of the film to the extent that Luise actually wrote her dialogue for the therapy scenes herself, and Maximilian even came up with the idea for the very last scene, when the couple destroys their living room. I don’t think I have a special directing technique. But I love actors who are willing to relate to their characters so much, that they can even surprise me with ‚the truth about my script‘.

Is it true that the film was only shot on one lens? Why is that and what was the idea behind this unusual camera concept?

Yes. Daniela Knapp, the DOP, had once approached me with the idea of shooting a whole film with just one lens. I immediately thought that this would be a great visual concept for TMBC. We used a normal lens (50mm anamorphic), that approximately matches the radius of the human eye.

TMBC has a very story-driven plot. Making the film felt a lot like ‘just’ following the characters through their story. There was no need to enhance certain moments visually or to make them more accessible in any way. You are also tied to the locations somehow, because there is no real chance to change the mood visually. We wanted the viewer to be in the ‘here and now’ And when our images seemed not interesting enough, there was generally something wrong with the story or the location. So we had to fix it.

Relationships and intimacy seem to be elements in a number of your works — are you attracted to stories of human connection?

For sure. I guess a question that drives me is: Do I deserve love? Or do ‘we’ deserve love?

It’s the same question that drives Max, the shy car salesman from ‘Emma’s Bliss’ or the mentally handicapped Josch in ‘My Brother the Vampire’ (aka ‘Getting My Brother Laid). The characters I’m interested in are often in need of love and are unsure if they are permitted to receive it. In TMBC it would be: Do I deserve love, even though I wasn’t able to protect my partner?

Do you believe in revenge?

I believe in the old saying: When you go for revenge, you have to dig two graves. So no, I don’t believe in revenge as a solution. I also don’t believe in justice as a solution for everybody. Justice, as introduced into society with great effort over the last centuries, is a good thing, but it often can’t heal or satisfy you emotionally.

In how far do you feel this is a film that reflects the #MeToo movement?

#metoo is a complex movement, which – as I understand it – demands awareness of the misuse of power between the sexes. I wrote the first draft of the script between 2011 and 2013, before I was aware of #metoo. So, technically speaking, my project is not a reflection of the movement. But I had noticed a term that was used often, and that I can relate to very much, and that’s ‘toxic masculinity’…

During writing I ‘had’ to watch a lot of films dealing with sexual assault. And I realized that often a sexual assault is followed by the death of the victim. It’s the widower then, who transcends the experience by becoming an avenger or even actually a superhero. I wanted to show something very different. I wanted to show a woman who is very much alive. Liv wants to live, she wants a relationship and she struggles with her own feelings of shame and guilt. And she confronts her man, who is just about to step into the lonesome-avenger-cliché, which I would say is an example of toxic masculinity.


Wie geht man mit einer Vergewaltigung um: Vergessen oder Rache üben? Dieser Herausforderung muss sich im Film „Das schönste Paar“ ein junges Lehrerpaar stellen, nachdem es von drei Jugendlichen überfallen und sexuell missbraucht wurde.

„Kommt, wir hatten doch jetzt unseren Spaß!“, sagt einer der drei Jugendlichen, die ungebeten durch die Terrassentür in das Ferienhaus des Lehrerpaares Liv und Malte eingedrungen sind. Doch Sascha, der Anführer des Trios, lässt seinen Blick nicht von dem Paar ab und nötigt die beiden unter Androhung von Gewalt zu Geschlechtsverkehr. Es gibt kein Entkommen: Malte neigt seinen nackten Oberkörper über Liv. Er schluchzt, zittert und versucht es. Doch er scheitert. Sascha verliert die Geduld. Seine zwei Begleiter zerren Malte von Liv weg und fesseln ihn mit einem Kabelbinder. Sascha wirft sich auf Liv und vergewaltigt sie.

Zwei Jahre später hat sich das Paar scheinbar von dem traumatischen Ereignis erholt, bis Malte plötzlich durch Zufall auf ihren Peiniger Sascha trifft. Von da an beginnt eine Verfolgungsjagd, getrieben von Maltes Drang nach Vergeltung. Dabei setzt er allerdings das Vertrauen und die gerade zurückgewonnene Stärke seiner Beziehung zu Liv aufs Spiel, die einfach nur vergessen will.

Von Beginn an durchströmen den Zuschauer Gefühle von Beklemmung und Anspannung. Im nächsten Moment die Frage: Wie geht man als Paar mit den Folgen eines sexuellen Missbrauchs um? Konfrontation? Rache? Oder einfach Vergessen? Sven Taddickens Drama zeigt, wie unterschiedlich die Antworten darauf sein können. Während Liv nach einer Psychotherapie mit den traumatischen Ereignissen abschließen und vergessen will, wählt Malte den Weg der Vergeltung, als sich ihm unverhofft die Möglichkeit dazu bietet. Zwischen Angst, Wut, Verzweiflung und Hoffnung findet das Paar aber auf berührende Art und Weise immer wieder zueinander und hält an seiner Liebe fest.

„Das, was in ‚Das schönste Paar‘ passiert, ist das Worst-Case-Szenario für jedes Liebespaar. Dieser Alptraum hat meine Gedanken beherrscht. Und ich fragte mich, ob es ein Heilmittel für ein Paar gibt, dem dieses Schicksal widerfährt“, sagt Regisseur und Drehbuchautor Taddicken. Damit liegt der Fokus der Geschichte nicht auf dem Verbrechen oder der Figur des Täters, sondern auf den Höhen und Tiefen der Liebesbeziehung zweier Menschen.

Menschliche Beziehungen und Intimität sind zwei Komplexe, die sich durch Taddickens Filme ziehen, wie zum Beispiel in „Emmas Glück“ oder „Mein Bruder, der Vampir“. Dazu sagt der Autor selbst: „Die Frage, die mich immer antreibt, ist: Verdienen wir Liebe? Die Charaktere, die mich interessieren, sind jene, die ein großes Bedürfnis danach empfinden, geliebt zu werden. Gleichzeitig sind sie aber unsicher, ob sie diese verdienen. Im Film ‚Das schönste Paar‘ würde die Kernfrage also lauten: Verdiene ich es, geliebt zu werden, obwohl ich unfähig war, meinen Partner zu beschützen?“

Die emotionalen Folgen von Vergewaltigung, die sich für Opfer ergeben, sind als Thema kaum präsent in unserer Gesellschaft. Und das trotz der erschreckenden Zahlen: Alleine im Jahr 2017 wurden laut Bundeskriminalamt insgesamt 11.282 Fälle von sexueller Nötigung und Vergewaltigung in Deutschland angezeigt, während es 2016 noch 7.919 waren. Taddicken gelingt es, das Schweigen zu brechen. Sein Film behandelt das Thema mit Offenheit und gleichzeitig mit der nötigen Sensibilität und zeigt die Bandbreite an Emotionen, die sexueller Missbrauch im Menschen auslösen kann.

Letztendlich gibt die Geschichte von „Das schönste Paar“ nicht den einen richtigen Weg vor, wie man als Opfer von sexueller Gewalt mit dem Trauma umgeht. Sie zeigt aber, dass Vergeltung keine Lösung ist, und dass sich ein Opfer seine Autonomie und Selbstachtung zurückerkämpfen kann.

Luisa Höppner, 2018